Wissen, wo`s herkommt
Wissen, wo’s herkommt
Pockinger Mittelschüler erkunden regionale Direktvermarkter
Die Zielsetzung ist klar definiert: Kinder sollen in der Schule verstärkt Zugang zu gesunden, regionalen Lebensmitteln bekommen und den bewussten Umgang damit einüben können. Dafür setzt sich das „Netzwerk Ernährung Passauer Land“ unter Mitwirkung der Gesundheitsregion Passauer Land plus ein. Schließlich unterstützt der Landkreis aktiv die Ziele des Landesprogramms BioRegio Bayern 2020. Das heißt: Bis zum Jahr 2020 sollen mindestens 20 Prozent der eingesetzten Produkte bei eigenen Einrichtungen, also beispielsweise in Kantinen in den Dienstgebäuden oder in Schulen, aus biologischer Herstellung kommen und möglichst aus der Region bezogen werden. Wie das Vorhaben an Schulen vorangetrieben werden kann, wird derzeit an fünf ausgewählten Schulen im Landkreis im Rahmen eines Modellprojekts unter dem Motto „gesunde BioRegionale Lebensmittel an Schulen“ erprobt.
Zu den teilnehmenden Schulen gehört unter anderem die Mittelschule Pocking. Das Thema wird hier auf vielfältige Weise aufgegriffen, wie eine Aktion im Rahmen der „Woche der Gesundheit und der Nachhaltigkeit“ gezeigt hat. Neuntklässler aus dem Sozialen Zweig haben zwei regionale Direktvermarkter-Betriebe erkundet. „Man merkt verstärkt, dass die Kinder nur noch wenig Bezug zur Produktion von Lebensmitteln und zur Landwirtschaft haben. Genau deshalb ist es so wichtig, dass sie vor Ort erfahren können, wie die Lebensmittel entstehen und wie sie geerntet werden“, zeigte sich Fachlehrerin Paula Niederhofer, die im Netzwerk als Fachberaterin mitarbeitet, überzeugt.
Erste Station der Exkursion war der Obstbaubetrieb von Hans Wölkl in Fürstenzell. Auf rund 4,5 Hektar stehen hier unzählige Birnen- und Apfelbäume. Bei einem Streifzug durch die großen Lagerhallen erfuhren die Schüler viel Wissenswertes über den Betrieb selbst und den Obstanbau. Beispielsweise ging Wölkl darauf ein, dass jede Apfel- oder Birnensorte unter anderen Bedingungen gelagert werden muss, da verschiedene Sorten verschiedene Temperaturen bevorzugen. Verkauft wird das Obst entweder als Tafelobst im eigenen Hofladen oder in Hofläden anderer Erzeuger, teilweise wird aber auch Saft daraus gemacht. Ausführlich beantwortete Hans Wölkl die Fragen der Schüler, die diese zuvor im Unterricht vorbereitet hattet. Anschließend ging es so richtig in die Praxis. Auf den Plantagen durften die Schüler selbst Äpfel pflücken und so weitere Einblicke in die Arbeit auf einen konventionellen Obstbaubetrieb bekommen. Doch wie funktioniert eigentlich bio? Auch diese Frage sollte bei der Exkursion geklärt werden. Zweiter Programmpunkt war der Besuch auf dem Biolandbetrieb Baumgartner in Algerting bei Vilshofen. Bereits 1989 wurde der Betrieb auf bio umgestellt. Über 60 verschiedene Gemüsesorten haben die Baumgartners im Angebot, die ab Hof oder auf Wochenmärkten verkauft werden. Die Schüler nutzten wieder die Chance, genau die Fragen zu stellen, die sie im Zusammenhang mit biologisch produzierten Lebensmitteln interessieren. Unter anderem wollten sie wissen: Wie unterscheiden sich biologische und konventionelle Landwirtschaft? Wie entstand eigentlich der Biolandbau? Was passiert mit Lebensmitteln, die nicht verkauft werden? Bei welchen Lebensmitteln sollten Verbraucher unbedingt zu bio greifen? Behandeln Biobauern ihre Hühner besser? Nach der Fragerunde ging es auch hier raus aufs Feld. Gemeinsam mit Gemüsegärtner Julian Baumgartner machten sich die Schüler an die Karottenernte. Und damit haben sie dann auch die zweite Zutat auf eigene Faust „erarbeitet“, die sie für ihr weiteres Vorhaben benötigten. Am folgenden Tag wurde an der Mittelschule nämlich Apfel-Karottensaft gepresst, der in der Pause verkauft wurde. „Eine runde Sache“, so Fachlehrerin Paula Niederhofer. Um die anderen Schüler für den Saft zu begeistern, wurde für den Verkauf das in Obst und Gemüse enthaltene Vitamin A, bekannt als „Schönheitsvitamin“, zu Werbezwecken genutzt. Das Motto: „Regionale Produkte für mehr Schönheit“.
Niederhofer ist überzeugt, dass die Neuntklässler sehr von der Exkursion und der Saftpressaktion profitiert haben. Mitgenommen haben sie allen voran die Botschaft: Wir alle können durch unser Einkaufs- und Essverhalten etwas für die eigene Gesundheit, aber auch für die Umwelt tun – indem regional und saisonale Produkte im Korb landen, am besten aus biologischem Anbau. Das Bewusstsein für den Wert gesunder, regionaler Lebensmittel konnte durch die Exkursion und die Weiterverarbeitung des selbst geernteten Obstes und Gemüse auf jeden Fall gestärkt werden. Niederhofer hofft zudem darauf, dass die Schüler zu Multiplikatoren werden. „Kinder haben auf jeden Fall Macht zu Hause. Wenn sie zum Beispiel darauf bestehen, nichts mehr zu essen, das in Plastik verpackt lange Lieferzeiten hinter sich hat, wird das das Einkaufsverhalten der Eltern zwangsläufig beeinflussen“, so Niederhofer.